Der Erfolg meiner Patientinnen und Patienten ist mein Erfolg
Interview mit Alisa Barthel
Die 30-jährige Alisa Barthel hat sich vor zwei Jahren ihren Wunsch von einer eigenen, modernen Therapiepraxis erfüllt. Im Therapeuticum Gehrden vereint sie gleich drei Bereiche unter einem Dach: Physiotherapie, Ergo- und Logopädie. Durch innovative Behandlungsmethoden kann sie ihren Patientinnen und Patienten eine Therapie bieten, welche in dieser Form nur in unserer Region zu finden ist. Wir haben sie in ihrer Praxis besucht und mit ihr gemeinsam über den Erfolg hinter ihrem innovativen Ansatz gesprochen.
Was ist das Konzept hinter Ihrer Praxis?
Das ist in erster Linie neurologisch spezialisiert. Das heißt, wir gucken: Was ist für unsere Patientinnen und Patienten das Beste? Bei einem neurologischen Krankheitsbild braucht man nicht nur Physiotherapie, sondern meist auch Logopädie oder Ergotherapie.
Deswegen ist der interdisziplinäre Weg sehr wichtig. Das heißt für uns auch, dass jeder auch Aufgaben aus einem anderen Bereich übernimmt. Ich bin in erster Linie ausgebildete Physiotherapeutin, aber binde zum Beispiel auch immer wieder Elemente der Ergotherapie mit ein – nur so entsteht eine volle Wirksamkeit bei den Patientinnen und Patienten.
Wie sieht diese ganzheitliche Therapie bei Ihnen aus?
Das Konzept ist eine moderne Therapie, welche gestützt ist mit Computern, Video und Robotik. Wichtig ist, dass wirklich evidenzbasiert gearbeitet wird: Was ist nach der neusten Studienlage wirklich wirksam für meine Patientinnen und Patienten und was nicht? Da muss man auch immer wieder über
den Tellerrand hinausschauen und sich neu informieren. Daher ist unser Anspruch, dass wir auf eine hochmoderne Art und Weise arbeiten und uns ständig weiterbilden.
Warum haben Sie sich gegen eine herkömmliche Therapiepraxis entschieden?
Ich wollte nie etwas, das „0815“ ist, ich brauche immer eine Herausforderung. Außerdem möchte ich den Patientinnen und Patienten durch unsere modernen Behandlungsmethoden neue Hoffnung geben.
Was war Ihr Schlüsselmoment für den Schritt in die Selbstständigkeit?
Das Haus, in dem wir heute unsere Praxis haben, gehört meinem Vater. Er wollte ursprünglich eine Gastronomie eröffnen, was allerdings durch Corona nicht umgesetzt werden konnte. Also stand das Gebäude leer und mein Gedanke war – jetzt oder nie!
Deswegen würde ich sagen, es war auch eine Art Schicksal. Zuerst dachte ich auch darüber nach eine Gastronomie zu eröffnen, aber mir wurde schnell klar, dass ich bei meiner Leidenschaft bleiben sollte.
Wer hat Sie auf Ihrem Weg inspiriert?
Auf jeden Fall Maik Hartwig – er ist ein absoluter Visionär. Er führt auch eine eigene Therapiepraxis, THERAMotion. Und er ist fachlich einfach unfassbar gut. Er ist ein Mensch, der einfach versucht, jedem etwas mitzugeben und neu zu denken. Ob neue Ansätze, neuste Studien oder einfach generell in eine neue Richtung zu denken. Wir hatten damals ein Telefonat und er hat mich sofort inspiriert.
Was treibt Sie in Ihrem Alltag an?
Ich hatte eine Patientin, die sehr stark betroffen war. Sie hatte vor anderthalb Jahren einen Schlaganfall. Dadurch konnte sie bei unserem ersten Termin nicht sprechen und nur mit Händen und Füßen kommunizieren.
In der folgenden ersten Therapiesitzung haben wir sie in das Exoskelett gesetzt. Mit dessen Hilfe konnte sie dann endlich wieder alleine stehen. Und es war wirklich erstmal nur ein Stehen – mehr nicht. Die Schwester hat angefangen zu weinen und auch der Lebensgefährtin standen die Tränen in den Augen.
Was machen solche Situationen mit Ihnen?
Ich habe auch jetzt noch Gänsehaut von oben bis unten, wenn ich das erzähle. Sie konnte selber stehen – ohne dass fünf Menschen ihr helfen mussten. Und in dem Moment dachte ich mir – Alisa, genau deswegen machst du das! Das war wirklich unglaublich schön.
Sie haben zu Beginn das Schicksal angesprochen. Hat Erfolg für Sie auch etwas mit Glück zu tun?
Dass die Immobilie meines Vaters zu diesem Zeitpunkt gerade leer stand, war Schicksal. Denn eine Immobilie zu finden, ist mit das Schwierigste überhaupt für die Gründung einer Praxis. Da hatte ich wirklich Glück. Aber ich würde eher sagen, das Schicksal bereitete den Weg – und dann kam ich mit meiner Persönlichkeit, meinem Wesen und meiner Idee. Diese Chancen zu sehen und zu nutzen, hat auf jeden Fall etwas mit Erfolg zu tun.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Für mich ist Erfolg, dass man glücklich ist in dem, was man macht. Das steht für mich immer an oberster Stelle. Nur wenn man glücklich ist, kann man eine Leidenschaft entwickeln und seine Visionen weiter denken.
Was bedeutet Erfolg in Bezug auf Ihre Patientinnen und Patienten?
Ich versuche sie bestmöglich auf ihrem Weg zu unterstützen, zu aktivieren und zu therapieren. Für sie kann es schon ein Erfolg sein, alleine zu stehen oder erste Schritte zu machen. Durch unsere Therapie können wir ihnen diese Erfolge ermöglichen und das
verbindet sich wiederum mit meinem Erfolg. Also: Der Erfolg meiner Patientinnen und Patienten ist auch mein Erfolg.
Warum würden Sie sagen, haben Sie Erfolg?
Ich glaube, ein wichtiger Aspekt ist der große Rückhalt, den ich habe. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob ich das alles so gemacht hätte, wenn meine Familie nicht so hinter mir stehen würden. Aber natürlich ist auch der Rückhalt in meinem Team sehr wichtig. Ohne mein Team hätte ich niemals so großen Erfolg. Unsere gute Kommunikation ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Wie haben Sie ihr Vorhaben finanziert?
Man muss sagen: Geld ist am Ende ein Türöffner. Ich hatte mehrere Banken in Aussicht. Aber ein paar haben mir abgesagt, weil diese nicht nachvollziehen konnten, warum ich für eine Physiotherapiepraxis so viel Geld benötige. Ich glaube, sie verstanden meine Idee und das Konzept nicht. Mein Vater hat mir dann die BLSK empfohlen und darüber bin ich heute sehr froh. Meine Sachbearbeiterin stand mir und der Idee immer offen gegenüber. Dafür bin ich ihr wirklich sehr dankbar – denn ohne sie wäre ich niemals hier.
Und wie geht es in Zukunft für Sie weiter?
Also ich sehe mich in fünf Jahren so weit, dass ich wirklich sagen kann, ich habe einen guten Durchblick und werde mir ein größeres Team aufgebaut haben. Ich möchte in fünf Jahren immer noch behandeln und gleichzeitig mehr im Hintergrund agieren. Mein Ziel ist es, eine gute Balance zwischen Büro und Therapie zu finden. Ich kann mir ehrlich gesagt auch vorstellen, dass ich in Zukunft expandiere und noch andere Konzepte auf eine innovative Art und Weise weiterdenke. Dafür möchte ich in Zukunft auf jeden Fall mehr Zeit haben.
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