Vorsicht: Gefährliche Selfies
Hier ein Schnappschuss mit Freunden, dort ein Foto vor dem Urlaubspanorama: Selfies schießen war noch nie so beliebt wie heute. Spektakuläre Aufnahmen garantieren in den sozialen Medien Likes, sind oft aber mit Risiken verbunden. Jedes Jahr sterben Dutzende Menschen auf der Jagd nach dem besonderen Foto.
Ein Motiv machte den Blogger Lee Thompson schlagartig weltbekannt. Der Brite kletterte auf die Christusstatue von Rio de Janeiro und knipste reihenweise Selfies – in 710 Meter Höhe. „Als ich die Gelegenheit sah, als erster Mensch ein Selfie mit Jesus zu machen, konnte ich nicht widerstehen“, erzählte er nach der spektakulären Aktion.
Es gibt zahlreiche Selfies in den sozialen Medien, die an extremen Orten gemacht wurden. Oft geben Risiko und Adrenalinrausch den Selfie-Jägern den entscheidenden Kick. Fakt ist: Um solche Bilder zu knipsen, setzen Menschen ihre eigene Sicherheit aufs Spiel. Für einige ist solch ein Bild ihr letztes.
Erst vor wenigen Wochen passierte es wieder: Vier Menschen ertranken in Indien bei dem Versuch, ein Selfie an einer Talsperre zu schießen. In der Nähe des Paambaru-Staudamms standen sechs Inder bis zur Hüfte im Fluss. Sie hielten sich an den Händen fest, als plötzlich einer von ihnen ausrutschte und vier Familienmitglieder mit sich riss. Keiner von ihnen war älter als 20.
Gefährliche Selfie-Spots
In der Studie „Selfies: Fluch oder Segen?“, erschienen 2018 in einem indischen Ärztejournal, analysierte ein Forscherteam weltweit Zeitungsartikel nach Keywords wie „Selfie deaths“, „Selfie accidents“ und „Selfie mortality“. Das Ergebnis: Zwischen 2011 und 2017 kamen 259 Menschen auf der Jagd nach dem vermeintlich besonderen Bild um.
Indien ist das Land mit den meisten Unglücksfällen, gefolgt von Russland, den USA und Pakistan. Auch eine Deutsche kam so schon ums Leben. Das durchschnittliche Alter der Verstorbenen: knapp 23 Jahre. Zudem fand die Studie heraus, dass Männer viel öfter als Frauen riskante Situationen für ein besonderes Bild in Kauf nehmen.
Das Forscherteam plädiert für sogenannte „No-Selfie-Areas“, um diese tragischen Unfälle zu verhindern. An manchen Touristen-Orten werden mittlerweile sichere Selfie-Zonen ausgewiesen. Es entstehen zudem immer mehr Bereiche, in denen das Selfie-Knipsen aus Sicherheitsgründen verboten ist. Die folgenden Orte sind die riskantesten:
- Im Wasser: Die meisten Selfie-Opfer ertrinken.
- Auf der Straße: Viele werden auf der Jagd nach dem besten Bild überfahren.
- Hoch hinaus: Weitere Unfallopfer stürzen beim Knipsen aus großer Höhe.
Besonders an spektakulären Aussichtspunkten kommt es immer wieder zu Todesfällen. Einige Beispiele:
- Victoriafällen, Sambia. Ist der Wasserstand niedrig, posieren besonders Mutige im Devil’s Pool bei den Victoriafällen. Von hier geht es 110 Meter in die Tiefe, es kam bereits zu mehreren tödlichen Unfällen.
- Preikestolen, Norwegen. Die Felsenplattform in Ryfylke liegt in 600 Meter Höhe. Obwohl hier vor einigen Jahren ein spanischer Tourist beim Fotografieren abstürzte und starb, wurde das Areal bisher noch nicht abgesperrt.
- Grand Canyon, USA. Jedes Jahr stürzen zwei bis drei Menschen im Grand Canyon in Arizona in den Tod. Auch für ein besonders eindrucksvolles Selfie schrecken Menschen nicht davor zurück, auf den Felsvorsprüngen zu posieren.
Vorsicht am Bahndamm
Es sind auch schon Menschen beim Fotografieren auf Gleisen verunglückt. In Indien ist diese Selfie-Kulisse besonders beliebt, da es als romantisch gilt oder eine lange Freundschaft symbolisiert. Noch Glück im Unglück hatten ein 24-Jähriger und seine Braut, als sie direkt nach ihrer Hochzeit ein Foto auf einem Gleis bei Kahama in Sri Lanka schießen wollten. Die beiden hatten Warnrufe ihrer Begleiter ignoriert. Der Zug erfasste sie; die beiden kamen aber mit Verletzungen davon.
Auch das Fotografieren mit Waffen kann sehr gefährlich sein. Hierbei sind zwischen 2011 und 2017 elf Menschen gestorben. Besonders tragisch ist der Fall eines 19-Jährigen aus Houston, der sich für ein Instagram-Selfie eine geladene Waffe an den Kopf hielt. Versehentlich feuerte er die Pistole ab und starb.
Immer wieder werden Selfie-Jäger das Opfer von Tieren. In Nepal stoppte ein Lkw-Fahrer seinen Truck, um ein Foto von sich vor der Kulisse von 21 Elefanten zu knipsen, die gerade die Straße überquerten. Die Herde attackierte ihn. Der Mann starb an der Unglückstelle.
Berühmt auch ohne Gefahr
So ein Risiko ging Robert Cornelius 1839 nicht ein. Mit seiner selbst gebauten Kamera blieb er eine Viertelstunde lang bewegungslos auf einem Stuhl sitzen, auf den er die Kamera scharf eingestellt hatte. Das Fotos des Chemikers und Klempners ging aber trotzdem in die Weltgeschichte ein – als das erste Selfie.
Foto: Via The Flash Pack – Lee Thompson
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