Wir engagieren uns und zeigen ♥.
Soziales Engagement gehört zu den Wurzeln einer Sparkasse. Darum engagieren wir uns in der Region.
Armut ist ein Thema, das mit vielen Vorurteilen belegt ist. Zeichnen die Medien doch allzu oft das Bild des arbeitsverweigernden Sozialschmarotzers. Aber ist ein Pauschalurteil gerechtfertigt? Steckt nicht oft doch mehr dahinter als eine bloße null-bock Einstellung? So richtig wusste ich es noch nicht, als ich mich Anfang 2019 für die betriebsinterne Initiative „Wir engagieren uns und zeigen ♥“ der Landessparkasse beworben habe. Also habe ich mich mit weiteren Kollegen intensiv mit dem Thema Armut auseinandergesetzt und kritisch beleuchtet, wie und wodurch sie eigentlich entsteht.
Zunächst spielt das Geburtsumfeld eine tragende Rolle. Dieses ist sehr prägend für die weitere Entwicklung eines Menschen. Oftmals sind aber auch schwere Schicksalsschläge und psychische Erkrankungen die Auslöser. Insbesondere das Thema „Obdachlosigkeit“ hat einen großen Bedeutungsanteil unserer Arbeit ausgemacht. In Braunschweig leben einige hundert Menschen auf der Straße, die Dunkelziffer liegt Schätzungen zufolge auf gleichem Niveau. Hinzu kommt ein nicht kalkulierbarer Anteil an Scheinobdachlosigkeit. Davon sind z.B. junge Menschen, die zu Hause rausgeschmissen wurden und bei Freunden unterkommen betroffen oder Frauen, die lieber in einer gewalttätigen Beziehung verbleiben, als den Schritt zu wagen, sich daraus zu lösen. Beim Lesen werden Sie jetzt vielleicht denken: „Stimmt! Frauen habe ich selten auf der Straße leben gesehen.“ Das war auch eines unserer Aha-Erlebnisse. Aber auch die „Sichtbarkeit“ der obdachlosen Männer ist eingeschränkt. Sie verstecken sich zum Teil, anderen sieht man es aber auch einfach nicht an.
Wir haben viele verschiedene soziale Einrichtungen besucht sowie mit Verantwortlichen und Betroffenen gesprochen. Aus den Gesprächen haben wir einige Denkanstöße mitgenommen. Es ist nicht nur das fehlende Dach über dem Kopf mit dem sich Obdachlose auseinandersetzen müssen, sondern auch fehlende Dusch- und Hygienemöglichkeiten. Ebenfalls problematisch: Wäsche waschen oder ärztliche Versorgung. Zum Glück gibt es Einrichtungen, die Abhilfe schaffen, wie den Tagestreff IGLU. Hier kann zu den Öffnungszeiten geduscht, gewaschen und günstig gegessen werden.
Müssen Menschen auf der Straße leben?
Klares Jain. Der Wohnungsmarkt ist aktuell sehr schwierig. Die hohen Mietpreise führen manchmal dazu, dass sich Menschen ein Dach über dem Kopf nicht leisten können. Oder keins finden, denn sozial schwach gestellte Menschen werden von Vermietern teilweise kategorisch abgelehnt. Einige Menschen verfügen auch einfach nicht über die Fähigkeit, sich um notwendige Unterstützung kümmern zu können. Komplizierte Amtsgänge und komplexe Anträge können alleine nicht bewältigt werden. Andere schämen sich, Hilfe anzunehmen. Zwar gibt es spezielle Wohnheime für Obdachlose, diese sind aber oftmals belegt oder werden aus anderen Gründen abgelehnt. Ein junger Mann hat uns beispielsweise berichtet, dass er lieber draußen im Zelt schläft als dort. Zu viel Gewalt, zu viel Diebstahl.
Wie können wir unterstützen?
Kleine Aktionen, wie Kuchen für die Besucher des Tagestreffs IGLU zu backen und sie mit notwendigen Hygieneartikeln zu versorgen sowie der sehr erfolgreiche Aufruf zur Kleiderspende im gesamten Kollegium, konnten bereits umgesetzt werden. Wir haben in vier Wochen über 100 Kisten und Tüten mit nicht mehr benötigten, aber noch gut erhaltenen, Kleidungsstücken und Schuhen an Ulrich Müller (z.v.l. auf dem obigen Bild) von der Deutschen Kleiderstiftung in Helmstedt übergeben. Dabei durften wir auch eine Menge das lernen, was nach dem Einwurf passiert. An dieser Stelle sei daher gesagt: Auch wenn die Altkleidercontainer irreführenderweis oft auf Müllsammelplätzen stehen sind sie nur für gut erhaltene und saubere Anziehsachen und Schuhe vorgesehen. Alles andere gehört in den Restmüll. Sämtliche Kleiderspenden werden händisch sortiert und begutachtet bevor sie ihrem Verwendungszweck zugeführt werden. Das alleine ist bereits schon eine Wahnsinnsarbeit. Sie muss nicht noch zusätzlich erschwert werden. Natürlich prüfen wir auch weiterhin, wo wir unterstützen können. Aktuell ist eine weitere deutlich planungsintensivere Maßnahme im Entstehen.
Darum lohnt es sich genauer hinzuschauen.
In unseren Köpfen hat sich seit Beginn der Initiative vieles verändert. Wir haben unsere Sichtweisen adjustiert und Vorurteile abgebaut. Allein dafür hat sich die Teilnahme schon gelohnt. Zusätzlich haben wir uns gesellschaftlich engagieren können und andere unterstützt, denen es weniger gut geht als uns. Die uns dabei entgegengebrachte Dankbarkeit ist unbezahlbar.
geschrieben von: Friederike Heinrich